Nun dreht es sich wieder das Politkarussell im Wahljahr 2012.
Und ich meine man darf grundsätzlich skeptisch sein. «Kulturstadt-Jetzt!» ist aus einem grossen Generationenkonflikt im Jahre 2002 entstanden und hat sich seither dem Thema der Kultur im öffentlichen Raum angenommen. Sie erinnern sich, der öffentliche Raum, das war der Ort, an dem unser aller Angelegenheiten gelebt, verhandelt und dargestellt wurden. Was zuweilen Feuilleton-Meinungsmacherinnen dazu hinreissen lies das Heft in die Hand zu nehmen und zu verkünden «Seid endlich mal ruhig!». Gleich! Nur noch dies: Der öffentliche Raum, das sind Plätze für spontane und ungenormte kreative Projekte, auch nach 22 Uhr. Das ist eine lebendige Boulevard Gastronomie. Das ist, bildlich gesprochen die Strasse, in der wir u.a. den Menschen begegnen, denen die Stadt wirklich gehört, im Gegensatz zu Politikern und deren Verwaltung. Erstere lassen sich zwar gerne von eben dieser Strasse wählen, vergessen das aber gelegentlich. Letztere sind Dienstleister und sollten ermöglichen, nicht verhindern. Denn ein Staat der die Freiheit der Einen zu Gunsten der Anderen beschneidet – der diese Differenzierung erst vornimmt, wird letztlich immer Freiheit einschränken. Von daher ist es unwesentlich, wie alt ein neuer Minister, eine neue Parlamentarierin ist. Wesentlich ist, ob sie sich nach den ersten 100 Tagen noch erinnern, mit welchen Ambitionen sie einst auf «Start» gingen. Wenn ich mir heute unsere kleine Stadt betrachte, so wird beinahe täglich über ein Stück Freiheit in Basel verfügt. Genormt, geregelt, unlebendig und farblos ist diese Stadt vor allem eines nicht: eine Stadt der Lebensfreude. Was Basel heute braucht, sind Visionen und den Mut zum Aufbruch. «Heute ist morgen schon gestern» vor allem in der Politik. In diesem Sinne wünsche ich unserer Stadt Basel und uns allen eine Politik, die den Mut hat, eine liberale Stadt zu sein mit der kreativen Neugierde auf das Morgen und mit lustvoller Offenheit für Neues – und wir werden sie an ihren Taten messen, nicht an ihren Worten.
Tino Krattiger