Ende September. Gute Freunde aus der Kreativwirtschaft feiern Firmenjubiläum. Eine richtig gute Basler Pop-Band spielt ab 22 Uhr ein kurzes Konzert zu Ehren der Firmengründer. Glückliche Gesichter, fröhliche Stimmung. Dann Unruhe, Polizei marschiert ein, Taschenlampe leuchtet ins Gesicht des Sängers. Abbruch des Konzerts um 22.45 Uhr. Mitten im Kleinbasler Kiez an einem Donnerstagabend. Warum? Eine Lärmklage ging bei der Polizei ein…
Gut möglich, dass die Veranstaltung – trotz bescheidener Lautstärke – einem Paragrafen von Gesetz oder Verordnung widersprach. Doch darum geht es gar nicht: Die herbeigerufene Polizei kann und muss sich beim Zugriff einzig auf subjektive Eindrücke verlassen. Keine Zeit, ein Dezibel-Stundenmittel zu messen.
Bald darauf wieder Erfolgsmeldungen: Zahl der Lärmklagen zurückgegangen, Ordnungsauftrag erfüllt. Was es nicht gibt: Untersuchungen, ob die Klagen berechtigt waren. Oder mal eine Umfrage in der Umgebung: wer fühlte sich alles gestört – wer genoss allenfalls sogar den kulturbedingten Lärm? Alles bleibt subjektiv, munter werden weiter Exempelstatuiert.
Ebenfalls nicht gemessen: die Enttäuschung, Verständnislosigkeit und Frustration junger Menschen, die sich in unserer Stadt einsetzen und Werte schaffen. 10 Jahre Kulturstadt Jetzt – 10 Jahre der Versuch, deren Anliegen zu erklären. Bevor sie der Stadt den Rücken kehren.
Patrik Aellig, Kulturstadt Jetzt
